Press release

Fördermaßnahmen für Elektrofahrzeuge im europäischen Vergleich

Eine neue Studie analysiert Markttrends und Maßnahmen zur Förderung von Elektro-Pkw in europäischen Metropolregionen. In Nordeuropa, in Städten wie Oslo und Stockholm, sind Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb dank eines Mix aus Fördermaßnahmen besonders erfolgreich. Berlin und Hamburg liegen bislang im europäischen Mittelfeld.&

Der Anteil von Elektroautos an den Pkw-Neuzulassungen stieg im Januar 2020 gegenüber dem Vormonat europaweit stark an. In Deutschland entschieden sich trotz der verzögerten Einführung des höheren Umweltbonus im Januar 6,5 Prozent aller Neuwagenkäufer für ein Fahrzeug mit reinem Batterie- oder Plug-in-Hybridantrieb. In Frankreich waren es 11 Prozent aller Käufer, in Schweden 30 Prozent und in Norwegen ganze 64 Prozent.

Vor dem Hintergrund dieser jüngsten Entwicklungen untersucht eine neue Studie der gemeinnützigen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT), welchen Einfluss Maßnahmen auf nationaler und städtischer Ebene auf die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen haben. Die Wissenschaftler des ICCT betrachten insgesamt 15 Metropolregionen in zwölf europäischen Ländern (Anteil Elektroautos an den Neuzulassungen im Jahr 2018 in Klammern): Oslo (60,8%), Stockholm (12,7%), Amsterdam (7,2%), Helsinki (6,0%), Rotterdam-Den Haag (5,5%), Birmingham (5,1%), Zürich (3,7%), Paris (3,0%), London (2,8%), Kopenhagen (2,4%), Berlin (2,4%), Wien (2,4%), Brüssel (2,2%), Madrid (1,7%) und Hamburg (1,7%).

Für die Studie wurden 20 Einzelmaßnahmen ausgewählt und bewertet, ob und in welchem Umfang diese in den jeweilige Metropolregion Anwendung finden. Zu den betrachteten Maßnahmen zählen beispielsweise Kaufprämien und steuerliche Anreize für Elektroautos, Befreiung von Parkgebühren, Ausbau der Ladeinfrastruktur oder auch gezielte Informationskampagnen.

“Es gibt kein einfaches Rezept, um vorherzusagen, unter welchen Rahmenbedingungen Elektrofahrzeuge in einer Region Erfolg haben werden,” sagt Dr. Sandra Wappelhorst, leitende Autorin der Studie am ICCT. “Trotzdem können wir aus den Erfahrungen anderenorts Empfehlungen ableiten, wie auch in deutschen Städten und Regionen Elektrofahrzeuge an Attraktivität gewinnen können.”

Einen wichtigen Anreiz bilden Steuervergünstigungen oder einmalige Kaufprämien, um die derzeit in der Regel noch höheren Anschaffungskosten von Elektroautos gegenüber konventionellen Fahrzeugen auszugleichen. So profitiert ein VW Golf mit Elektroantrieb in Oslo von einem Steuervorteil in Höhe von etwa 15.000 Euro, verteilt über eine Haltedauer von vier Jahren. In Berlin und Hamburg können Käufer eines Pkw mit Elektroantrieb nach der jüngst beschlossenen Erhöhung des Umweltbonus von einer Kaufprämie von 6.000 Euro profitieren. In Berlin können speziell kleinere und mittlere Unternehmen seit Ende 2018 zusätzlich städtische Fördergelder beantragen; für den Kauf eines rein batterieelektrischen Pkw beträgt die Gesamtförderung inklusive dem Umweltbonus des Bundes 10.000 Euro.

Hinzu kommen Programme zur Bereitstellung von Ladeinfrastrukturen im öffentlichen, privaten und gewerblichen Kontext, um die Akzeptanz von Elektro-Pkw zu erhöhen. Hier verfügt Hamburg über ein vergleichsweise dichtes Netz an öffentlicher Ladeinfrastruktur. Ende Dezember 2018 verfügte die Metropolregion über knapp 800 Ladepunkte pro einer Millionen Einwohner, mehr als doppelt so viele wie in Berlin. Besonders viele Ladepunkte je Millionen Einwohner fanden sich in den Metropolregionen Oslo (über 3.300), Rotterdam-Den Haag (knapp über 3.000) und Amsterdam (über 2.800).

Auch Informations- und Aufklärungskampagnen, um ein breiteres Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen, haben einen deutlichen Einfluss auf den Absatz von Elektrofahrzeugen. Insgesamt liegen die beiden deutschen untersuchten Metropolen, Berlin und Hamburg, im europäischen Mittelfeld, was gezielte Maßnahmen zur Förderung von Elektrofahrzeugen angeht. Im Jahr 2018 fanden in beiden Städten jeweils 12 der insgesamt 20 betrachteten Fördermaßnahmen Anwendung.

Abbildung 1. Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in europäischen Metropolregionen im Jahr 2018.
Abbildung 1. Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in europäischen Metropolregionen im Jahr 2018.

Analyzing policies to grow the electric vehicle market in European cities
Autoren: Sandra Wappelhorst, Dale Hall, Mike Nicholas, Nic Lutsey
Download (ab 24.02.): http://www.theicct.org/publications/electric-vehicle-policies-eu-cities