ICCT-Monitor 2023: Ist der Übergang von Verbrenner- zu Elektro-Pkw sozial gerecht?
Report
Monitor 2024: Elektromobilität und soziale Teilhabe – ein statistisches Porträt des Pkw-Markts in Deutschland aus sozialer Sicht
Hauptergebnisse
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Elektro-Pkw werden in Deutschland vor allem von Frühanwender:innen genutzt, die typischerweise einen höheren sozioökonomischen Status haben
Am 1. Juli 2024 machten Elektro-Pkw 3,1 Prozent des gesamten Pkw-Bestands in Deutschland aus, ein leichter Anstieg gegenüber 2,9 Prozent zu Jahresbeginn. Laut der Technologieakzeptanzkurve von Rogers und Moore sind es derzeit vor allem Frühanwender:innen, auch als Early Adopter bekannt, die einen neuen oder gebrauchten Elektro-Pkw nutzen. Diese Gruppe setzt sich überwiegend aus Käufer:innen mit einem in der Regel höheren sozioökonomischen Status zusammen.
Innovationsbereitschaft
(1) Risikofreudige Technikenthusiast:innen, die daran interessiert sind, neue Ideen auszuprobieren.
(2) Angesehene Visionär:innen, deren Meinung im sozialen System am meisten geschätzt und gehört wird; sie dienen als Vorbild für viele andere Mitglieder eines sozialen Systems.
(3) Bewusst agierende Pragmatiker:innen, die Innovationen übernehmen, bevor sie im Durchschnitt des sozialen Systems angekommen sind.
(4) Skeptische Konservative, die Innovationen mit Vorsicht betrachten; die Übernahme von Innovationen erfolgt häufig aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit oder Druck von außen.
(5) Traditionelle, skeptische Nachzügler:innen sind die letzten in einem sozialen System, die eine Innovation annehmen; sie besitzen fast keine Meinungsführerschaft.
Sozioökonomischer Status
(1,2,3) Frühe Nutzer:innen (Innovator:innen, Frühanwender:innen, frühe Mehrheit) haben oft einen höheren sozialen Status als spätere Nutzer:innen; der soziale Status wird durch Merkmale wie Einkommen, Lebensstil, Vermögen und berufliches Ansehen bestimmt.
(4,5) Spätere Nutzer:innen (späte Mehrheit, Nachzügler:innen) haben oft einen niedrigeren sozialen Status als frühere Nutzer:innen; der soziale Status wird durch Merkmale wie Einkommen, Lebensstil, Vermögen und berufliches Ansehen bestimmt.
Zwischen 2022 und 2023 stieg die Zahl der verschiedenen Elektro-Pkw-Modelle unter den Pkw-Neuzulassungen deutlich: von etwa 70 auf fast 100, ein Zuwachs von 32 Prozent. Im Gegensatz dazu ging die Zahl bei Dieselmodellen einschließlich Diesel-Hybrid-Modellen deutlich zurück. Die Anzahl von neu zugelassenen Modellen sank um 20 Prozent. Benziner-Modelle, inklusive Benzin-Hybrid-Modellen, führten in der Anzahl der neu zugelassenen Modelle.
Die Anzahl öffentlicher Ladepunkte stieg von 2021 bis 2024 um über 200 Prozent, von mehr als 40.000 auf knapp 123.000. Zum 1. Januar 2024 gab es in Deutschland fast 100.000 Normalladepunkte und über 23.000 Schnellladepunkte. 73 Prozent der Normalladepunkte waren zum Stichtag 1. Januar 2024 vollständig öffentlich zugänglich, 27 Prozent waren halböffentlich. Bei den Schnellladepunkten lag der Anteil bei 95 Prozent versus 5 Prozent.
33 Prozent aller Neuwagen werden von Privatpersonen zugelassen, bei Gebrauchtwagen liegt deren Anteil bei 93 Prozent
Pkw-Neuzulassungen verteilten sich im Jahr 2023 in gleichen Teilen auf Privatpersonen, Flotten sowie Hersteller, Handel und Autovermietungen. Bei den Pkw-Besitzumschreibungen zeigen sich dagegen deutliche Unterschiede. Im Jahr 2023 wurden gebrauchte Pkw zu 93 Prozent vor allem von Privatpersonen gekauft. Zum Vergleich: bei den Neuwagen waren es nur 33 Prozent. Flotten machten bei den Pkw-Besitzumschreibungen einen Anteil von 5 Prozent aus; Herstellern, Handel und Autovermietungen 1,4 Prozent.
Privatpersonen entscheiden sich beim Neuwagenkauf häufiger für einen Elektro-Pkw als gewerbliche Kunden; beim Gebrauchtwagenkauf ist es umgekehrt
Die Wahl der Antriebsarten unterscheidet sich deutlich zwischen den drei Haltergruppen: 2023 entschieden sich fast 25 Prozent der Privatpersonen beim Kauf eines neuen Pkw für ein Elektroauto. Bei Flottenkunden lag der Anteil der Elektro-Pkw unter den Neuzulassungen bei 19 Prozent, während Hersteller, Handel und Autovermietungen mit 13 Prozent den niedrigsten Anteil verzeichneten. Insgesamt dominieren Nicht-Elektro-Pkw bei den Pkw-Neuzulassungen, unabhängig von der Haltergruppe.
Beim Gebrauchtwagenkauf ist es umgekehrt: Im Jahr 2023 entschieden sich 1,4 Prozent der Privatpersonen für einen Elektro-Pkw. Bei Flottenkunden lag der Anteil an gebrauchten Elektro-Pkw bei 5 Prozent und bei Herstellern, Handel und Autovermietungen bei 6 Prozent.
Im Jahr 2023 lag der Anteil von Elektro-Pkw-Neuzulassungen im Durchschnitt bei 18 Prozent. Dabei gab es deutliche regionale Unterschiede: In den meisten Kreisen und kreisfreien Städten in den östlichen Teilen des Landes war der Anteil von Elektro-Pkw-Neuzulassungen niedriger als in den meisten Regionen im Norden, Westen und Süden. Diese regionalen Unterschiede waren bei den privaten Elektro-Pkw-Neuzulassungen deutlicher ausgeprägt als den gewerblichen.
Anteil Elektro-Pkw an privaten Neuzulassungen 2023
Anteil Elektro-Pkw an gewerblichen Neuzulassungen 2023
Im Jahr 2023 machten Elektro-Pkw-Neuzulassungen 21 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen innerhalb ländlicher Regionen aus. In suburbanen Regionen lag der Anteil bei 19 Prozent, in städtischen Regionen bei 17 Prozent. Unter den Top-5 Regionen mit den höchsten Elektro-Pkw-Neuzulassungsanteilen befanden sich eine städtische, zwei suburbane und zwei ländliche Regionen.
Räumliche Verteilung von Elektro-Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2023 in Relation zum Bundesdurchschnitt nach städtischen, suburbanen und ländlichen Kreisen und kreisfreien Städten
Im Jahr 2023 wurden etwa zwei Drittel der Neu- und Gebrauchtwagen von Männern gekauft. Neuwagen wurden zudem mit 60 Prozent überwiegend von Personen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren zugelassen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt hingegen waren 60 Prozent der Käufer:innen zwischen 30 und 59 Jahre alt und damit jünger.