Press release
Unterschied zwischen offiziellem und realem Kraftstoffverbrauch für neue Pkw in Europa stagniert erstmals
Der reale Kraftstoffverbrauch neuer Pkw liegt heute durchschnittlich um 39 Prozent höher als der von den Fahrzeugherstellern angegebene Testverbrauch. Damit ging die Abweichung gegenüber dem Vorjahr erstmals leicht zurück. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt eine heute in Berlin vorgestellte Studie der unabhängigen Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT).
“Zum ersten Mal, seit wir 2012 mit unserer jährlichen Auswertung der Kraftstoffverbrauchsdaten begannen, stellen wir einen leichten Rückgang der Kluft zwischen offiziellem und tatsächlichen Verbrauch fest,” sagt Uwe Tietge, ein ICCT-Forscher und einer der Autoren der Studie. “Zuvor stieg die Abweichung von Jahr zu Jahr an.”
Der neue Bericht des ICCT basiert auf einer statistischen Auswertung der Daten für mehr als 1,3 Millionen Fahrzeuge aus acht europäischen Ländern. Die Untersuchung beruht auf Daten von 15 unterschiedlicher Quellen: der Webseiten Spritmonitor.de (Deutschland), honestjohn.co.uk (Großbritannien) und Fiches-Auto.fr (Frankreich), Leasingfirmen wie LeasePlan (Deutschland), Travelcard (Niederlande), Cleaner Car Contracts (Niederlande und Belgien) und Allstar (Großbritannien), Automagazinen wie AUTO BILD (Deutschland), auto motor sport (Deutschland und Schweden), km77.com (Spanien), des Testinstituts Emissions Analytics (Großbritannien), Messdaten des Fahrzeugclubs TCS (Schweiz), sowie der Umfrage Mobilitätspanel (Deutschland).
Trotz des jüngsten leichten Rückgangs liegt die Abweichung zwischen offiziellem und tatsächlichem Verbrauch heute mehr als viermal so hoch wie noch im Jahr 2001. Die Mehrausgaben für Sprit betragen für einen durchschnittlichen Autofahrer rund 400 Euro pro Jahr. Da Kraftstoffverbrauch und Kohlendioxid-(CO2)-Emissionen eines Fahrzeugs direkt zusammenhängen, wurden somit auch nur in etwa die Hälfte der auf dem Papier erbrachten CO2-Reduktionen seit dem Jahr 2001 tatsächlich verwirklicht.
Der Kraftstoffverbrauch von Pkw wird unter einheitlichen Bedingungen in Testlabors ermittelt. Seit September 2018 gilt für alle neuen Fahrzeuge ein neues Testverfahren, der Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Die ICCT-Forscher vermuten, dass das verstärkte öffentlichen Interesse an den realen Emissionen von Fahrzeugen in der Folge des Dieselgate-Skandals zu dem beobachteten leichten Rückgang der Abweichung geführt haben könnte. “Ein Grund könnte jedoch auch sein, dass die Hersteller ihre jeweiligen CO2-Zielwerte des Jahres 2015 erfüllt haben und derzeit nur wenig Druck von Seiten des Gesetzgebers verspüren, ihre CO2-Werte weiter zu drücken, da der nächste Zielwert erst wieder ab dem Jahr 2020 gilt,” sagt Dr. Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa.
Ende Dezember 2018 einigten sich die Europäische Kommission, das EU-Parlament sowie die EU-Mitgliedsstaaten auf verbindliche CO2-Ziele für Neufahrzeuge für die Jahre 2025 und 2030. Als Teil der Vereinbarung müssen die CO2-Emissionen neuer Pkw zwischen 2021 und 2030 um 37,5 Prozent sinken. “Der Gesetzgeber hat aus früheren Fehlern gelernt,” kommentiert Dr. Peter Mock, und verweist auf einen Passus der neuen Regulierung, wonach die Hersteller ab 2021 verpflichtet werden, den realen Kraftstoffverbrauch sowie die realen CO2-Emissionen ihrer Fahrzeuge mittels Verbrauchsmessgeräten zu protokollieren. “Nun ist es wichtig, dass diese Daten des realen Alltagsbetriebs sowohl Verbrauchern als auch Wissenschaftlern transparent zugänglich gemacht werden,” warnt Dr. Mock. “Zudem sollte die EU-Kommission möglichst bald eine Methode entwickeln, um Hersteller, die sich durch unrealistisch niedrige Angaben zum Verbrauch einen Vorteil verschaffen wollen, zu bestrafen. Nur so kann es gelingen, die Abweichung zwischen offiziellen und realen Werten in den kommenden Jahren endlich wieder deutlich abzusenken.”
From laboratory to road – A 2018 update of official and “real-world” fuel consumption and CO2 values for passenger cars in Europe
PDF zum Download: https://www.theicct.org/publications/laboratory-road-2018-update
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Der International Council on Clean Transportation (ICCT) ist eine gemeinnützige und unabhängige Forschungsorganisation mit Schwerpunkt Fahrzeugtechnologien und deren Auswirkungen auf Luftqualität und Klima. Der wissenschaftliche Beirat des ICCT setzt sich zusammen aus Behördenvertretern und unabhängigen Verkehrsexperten der wichtigsten Fahrzeugmärkte weltweit. ICCT wurde 2005 gegründet und beschäftigt heute etwa 50 Mitarbeiter in verschiedenen Ländern. Seit 2012 ist die Organisation mit einem Büro in Berlin vertreten. ICCT wird finanziert durch private Stiftungen, darunter die Stiftung Mercator in Deutschland.
Ansprechpartner:
Dr. Peter Mock
Geschäftsführer ICCT Europe
Neue Promenade 6, 10178 Berlin
Tel.: +49 (30) 847129-102
Email: peter@theicct.org