Press release

Antriebswende: Sozialpolitische Maßnahmen können Zugang zu E-Autos maßgeblich erleichtern

Berlin/Essen, 2. Dezember 2024Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge ist noch nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen möglich. Das zeigt ein von der Stiftung Mercator geförderter Monitor des International Council on Clean Transportation (ICCT). Gezielte Programme wie alternative Finanzierungsmodelle können jedoch den Zugang für breitere Teile der Gesellschaft erheblich erleichtern.

Das zweite Jahr in Folge analysiert der ICCT-Monitor „Elektromobilität und soziale Teilhabe“ den deutschen Pkw-Markt aus sozialer Sicht, mit Fokus auf Elektro-Pkw. Eine wichtige Erkenntnis: Sozial ausgerichtete politische Maßnahmen können helfen, Ungleichheiten zu adressieren und mehr Menschen den Umstieg auf ein Elektroauto zu ermöglichen.

Beispiele sind Anreize für den Kauf neuer und gebrauchter Elektroautos, die auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten sind und Faktoren wie Einkommen, Mobilitätseinschränkungen oder Wohnortgröße berücksichtigen, sowie alternative Finanzierungsmodelle für Personen mit begrenzten finanziellen Mitteln. Internationale Beispiele bieten dabei Anhaltspunkte für politische Maßnahmen. So profitierten in Frankreich Anfang des Jahres Pendler:innen mit unterdurchschnittlichem Einkommen von vergünstigten Leasingraten für Elektro-Pkw. Das Programm namens Social Leasing hat die französische Regierung aufgelegt.

„Der sozial gerechte Übergang zur Elektromobilität ist kein Automatismus, sondern eine politische Gestaltungsaufgabe“, sagt Dr. Lars Grotewold, Leiter des Bereichs Klimaschutz der Stiftung Mercator. Vor dem Hintergrund signifikanter Einkommensunterschiede und einer erhöhten finanziellen Belastung vieler Haushalte brauche es einen Mix unterschiedlicher Förder- und Informationsprogramme, der allen gesellschaftlichen Gruppen den Umstieg auf elektrifizierte Fahrzeuge ermögliche. „Nur dann besteht die Chance, dass eine breite gesellschaftliche Mehrheit diesen Transformationsprozess tragen wird.“

Die aktuellen Ergebnisse verdeutlichen: Derzeit nutzen vor allem Frühanwender:innen, oder „Early Adopter“, mit typischerweise höherem sozioökonomischen Status Elektro-Pkw. Konkret lag zum 1. Juli 2024 der Anteil von Elektro-Pkw am Gesamtbestand zugelassener Pkw bei gut 3 Prozent.

Auch regionale Unterschiede sind erkennbar: Ähnlich wie im Vorjahr wurden im Jahr 2023 in den östlichen Teilen Deutschlands anteilig deutlich weniger Elektro-Pkw neu zugelassen als im Norden, Süden und Westen. Zudem lagen städtische Regionen mit einem Elektro-Pkw-Anteil von 17 Prozent bei den Neuzulassungen hinter suburbanen und ländlichen Regionen, wo die Elektro-Pkw 19 bzw. 21 Prozent aller Neuzulassungen innerhalb dieser Regionen ausmachten.

„Der Erfolg der Antriebswende ist entscheidend für die Erreichung der deutschen Klimaziele“, erklärt Dr. Sandra Wappelhorst, leitende Forscherin am ICCT und Hauptautorin des Monitors. „Dabei ist ausschlaggebend, dass alle, die für ihre alltägliche Mobilität auf einen Pkw angewiesen sind, am Übergang von Verbrenner- zu Elektro-Pkw teilhaben können – unabhängig von Faktoren wie Einkommen oder Wohnort.“ 

Vorbehalte durch Informationsangebote abbauen

Neben finanziellen Förderinstrumenten sind auch der Ausbau von öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur sowie bewusstseinsbildende Maßnahmen zentral, um möglichst viele Menschen im Rahmen der Antriebswende zu erreichen. Gezielte Informationsangebote können zum Beispiel helfen, bestehende Unsicherheiten zu reduzieren – etwa in Bezug auf Anschaffungskosten, Reichweite, Restwert und Batteriehaltbarkeit von Elektrofahrzeugen.

„Es gibt nach wie vor gewisse Vorbehalte gegenüber Elektromobilität. Daher sind bewusstseinsbildende Maßnahmen, ob für die breite Öffentlichkeit oder an spezifische Gruppen gerichtet, besonders wichtig“, so Dr. Wappelhorst.

Der Monitor ist Teil eines von der Stiftung Mercator geförderten ICCT-Projekts zum Thema Elektromobilität und soziale Teilhabe. Ziel ist es, bestehende Wissenslücken zu schließen, indem soziale, geografische und finanzielle Hürden untersucht werden, die einen schnelleren Umstieg von Verbrenner- auf Elektroautos behindern. Hieraus leitet der ICCT Handlungsempfehlungen zur Förderung sozialer Teilhabe im Übergang von Verbrenner- zu Elektro-Pkw ab.

Details zur Veröffentlichung
Titel: Elektromobilität und soziale Teilhabe – Ein statistisches Porträt des Pkw-Markts in Deutschland aus sozialer Sicht (Monitor 2024)
Autor:innen: Sandra Wappelhorst, Kyle Morrison, Sonsoles Díaz, Alexander Plummer, Sophie Ehmsen, Michelle Monteforte
Herunterladen unter https://theicct.org/Elektromobilitaet_und_Teilhabe

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Über den International Council on Clean Transportation (ICCT)
Der International Council on Clean Transportation (ICCT) ist eine unabhängige, gemeinnützige Forschungsorganisation, die hochwertige, objektive Studien sowie technische und wissenschaftliche Analysen für Umweltbehörden bereitstellt. Unser Ziel ist es, die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz im Straßen-, Schiffs- und Luftverkehr zu verbessern, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und den Klimawandel einzudämmen. Seit unserer Gründung im Jahr 2001 finanzieren wir uns durch Zuschüsse und Verträge von privaten Stiftungen und öffentlichen Institutionen.
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Über die Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige und gemeinnützige Stiftung, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Seit 1996 tritt sie für eine solidarische und partizipative Gesellschaft ein. Dazu fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einem diverser werdenden Gemeinwesen verbessern. Die Stiftung Mercator setzt sich für ein weltoffenes, demokratisches Europa ein, eine an den Grundrechten orientierte digitale Transformation von Staat und Gesellschaft sowie einen sozial gerechten Klimaschutz. Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Stiftungssitz, fühlt sie sich besonders verbunden.
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