Report
ICCT-Monitor 2023: Ist der Übergang von Verbrenner- zu Elektro-Pkw sozial gerecht?
Der Monitor “Elektromobilität und soziale Teilhabe” für das Jahr 2023 wertet Pkw-Neuzulassungs- und Bestandsdaten sowie Daten zu öffentlichen und halböffentlichen Ladeinfrastrukturen für Elektro-Pkw in Deutschland aus. Dabei werden unter anderem Entwicklungen der Vergangenheit, verschiedene Haltergruppen (Privatpersonen, Flotten, Hersteller und Handel) und geografische Unterschiede berücksichtigt. Darüber hinaus bietet der Monitor eine Kostenvergleichsanalyse ausgewählter Verbrenner- und Elektro-Pkw und vergleicht diese Kosten für verschiedene Einkommensgruppen. Eine Auswahl politischer Maßnahmen von Regierungen in Ländern außerhalb Deutschlands, die auf einen sozial gerechten Übergang von Verbrenner- zu Elektro-Pkw abzielen, rundet den Monitor ab.
Hauptergebnisse
🔎 Klicken Sie auf die Abbildung, um sie zu vergrößern
Elektro-Pkw erreichen die erste frühe gesellschaftliche Mehrheit
Von Januar bis Oktober 2023 erreichten Elektro-Pkw 18 Prozent Marktanteil an den Neuzulassungen in Deutschland, der gleiche durchschnittliche Anteil wie im Jahr 2022. Damit hat die Marktakzeptanz der Technologie das Stadium der ersten „frühen gesellschaftlichen Mehrheit“ erreicht (vgl. Abbildung).
Neue Elektro-Pkw werden vor allem im Norden, Westen und Süden Deutschlands zugelassen
Neuzulassungen von Elektro-Pkw sind in Deutschland geografisch ungleich verteilt. Die fünf Regionen mit den höchsten Anteilen von Elektro-Pkw an den Neuzulassungen im Jahr 2022 befinden sich im Norden, Westen und Süden des Landes.
Der gewerbliche und private Elektro-Pkw-Markt entwickelt sich unterschiedlich
Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem gewerblichen und dem privaten Pkw-Markt: Gewerbliche Halter, auf die in den vergangenen Jahren etwa zwei Drittel der Pkw-Neuzulassungen entfielen, entschieden sich im Jahr 2022 bei Neuwagenkäufen zu 14 Prozent für Elektro-Pkw. Bei Privatpersonen, die etwa ein Drittel der Pkw-Neuzulassungen ausmachen, lag der Anteil von Elektro-Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 bei fast 25 Prozent.
Elektro-Pkw sind finanziell wirtschaftlicher als vergleichbare benzinbetriebene Varianten, aber nicht immer
Die Gesamtbetriebskosten von vergleichbaren Elektro-Pkw und benzinbetriebenen Pkw im Kompakt- und Kleinwagensegment über einen Zeitraum von vier Jahren fallen unterschiedlich aus. Im Kompaktwagensegment hat der analysierte Elektro-Pkw einen deutlichen Kostenvorteil. Unter Berücksichtigung der staatlichen und herstellerseitigen Kaufprämien liegt dieser bei 12.300 Euro gegenüber der vergleichbaren benzinbetriebenen Variante; ohne Kaufprämien liegt der Kostenvorteil bei 5.100 Euro. Im Mini-Segment ist der Kostenvorteil mit 1.100 Euro deutlich geringer, allerdings ergibt sich dieser Kostenvorteil nur unter Berücksichtigung der Kaufprämien.
Die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge nimmt kontinuierlich zu, vor allem mit Schwerpunkten in städtischen Regionen
Von Januar 2021 bis Dezember 2022 hat sich die Ladeinfrastruktur fast verdoppelt. Die Zahl der Normalladepunkte stieg von 36.000 auf 70.000, die der Schnellladepunkte von 7.000 auf fast 15.000. Sie sind jedoch geografisch ungleichmäßig verteilt und konzentrieren sich vor allem auf städtische Regionen.
Kosten für neue Pkw belasten untere Einkommensgruppen überproportional
Die Gesamtbetriebskosten eines neuen Pkw über einen Zeitraum von vier Jahren belasten vor allem untere Einkommensgruppen überproportional. Allerdings sind diese Kosten im monatlichen Durchschnitt für die analysierten Elektro-Pkw im Vergleich zu den benzinbetriebenen Pkw geringer. Im Kompaktwagensegment liegen die durchschnittlichen monatlichen Kosten über eine Haltedauer von vier Jahren für den Elektro-Pkw bei 87 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens, für den vergleichbaren Benzin-Pkw bei 96 Prozent. Im Mini-Segment liegt der Anteil bei 47 Prozent (Elektro-Pkw) bzw. 49 Prozent (Benzin-Pkw).